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Urlaub Finnland Bananajoe - Druckversion

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Urlaub Finnland Bananajoe - Bananajoe - 14.05.2016

Ich schmeiss mal die Facebookposts hier rein

Tag 1
Jetzt gehts los!!! Endlich wieder in die Wälder Finnlands. Die Freude ist riesig aber auch mit Zweifel durchzogen. Habe ich an alles gedacht? Natürlich habe ich von meinem letzten Trip gelernt, und Gewicht gespart. Nur das Nötigste kommt mit. Dadurch reise ich mit 5kg weniger. Ist doch super! Aber genau hier kommen meine Zweifel. Nix vergessen? Gestern Abend mehrmals die Liste durchgegangen. Im Notfall dürft ihr mir aber gerne ein Survivalpaket schicken. Die Adresse lautet folgendermassen: Finnland Wald, 24.Baum beim oberen Sumpf. 
Wird schon schiefgehen. 
Mein treuer Rucksack war auch schon richtig fies zu mir. Wenn er reden könnte, hätte er mich bestimmt verhöhnt, weil ich den Hüftgurt loser machen musste. Oh mann hab ich wieder zugelegt. Brauch ich täglich was zu Essen? Rattert es im Kopf und der Magen schreit empört auf. Essen ist wichtig für das Gemüt. 
Beim Essen habe ich aber auch was geändert gegenüber dem letzten Mal. Mehr Gewürze und mehr Vielfalt. Zum Frühstück gibts entweder Säckchen mit Haferflocken, Nüssen, Milchpulver und Zucker, oder einen Frühstücksbrei bestehend aus Getreide und Trockenfrüchten. Mittags nen Getreideriegel. Abends: Risotto, penne, und sonstige Fertigprodukte. Alles natürlich schön in Portionen abgepackt, so dass ich nur noch heisses Wasser benötige. Wie gerne hätte ich etwas Frisches mitgenommen, wenn ich doch nur nen Packesel hätte. Dafür ist die Freude nach dem Trip auf einen frischen Salat um so grösser. Getrunken wird Wasser aus den Seen welches ich hin und wieder mit einem Beutelchen Pfefferminztee pimpe. Soviel zu dem Wichtigsten im Leben.
Für einen besseren Schlaf, hab ich mir gestern eine neue Matte geleistet. Die Hälfte an Gewicht und das doppelte an Komfort. Der Erste Hilfesack wurde durch Entzündungshemmende Pillen ergänzt. Wer letztes Jahr meine Reise schon mitverfolgt hat, der mag sich vielleicht an meine Entzündung durch Überbelastung erinnern. Bestenfalls brauche ich sie nicht, aber es wandert sich unbekümmerter mit dem Wissen, dass ich da was hätte. Schliesslich habe ich ja auch mein hart verdientes Geld in top Wanderschuhe investiert. 
Wenn möglich, gebe ich täglich ein kleines Update zu meinem Hike. Leider lassen der Empfang und sogar meine Schreiberlaune es manchmal nicht zu, dass ich was Poste. 
Keine Angst, ich werde bestimmt nicht von Bären gefressen oder Elchen zu Tode getreten. Nur die Bieber machen mir Sorgen, die schauen immer so, als wüssten sie genau, dass ich in ihren See pinkle.

   

Tag 2 
Und wieder einmal schlug meine Spontanität zu. Erstmal erzähle ich euch wie meine Nacht war unter freiem Himmel. Ich wusste, dass ich in Joensuu übernachten muss. Um 23:15 kam der Bus an und ich war ganz alleine in einer Stadt in der ich noch nie war. Wo schlafen? Mist, der Bahnhof ist abgeschlossen und auf dem Gelände alles hell erleuchtet. Wenn ich müsste hätt ich das hier bestimmt hinbekommen, aber ich wollte nicht. Ich erinnere euch, bin hier absolut fremd. Wer weiss was hier für Gestalten rumirren. Jetzt weiss ich natürlich, dass hier nur liebe Menschen leben. Aber eben. So zog ich weiter und hatte anhand Google Earth ein Platz gewählt. Pustekuchen! Mein erhoftes dunkles Industriegebiet ist einer Wohnsiedlung gewichen. Nach insgesamt 2km fand ich das Zugdepot und davor ein riesen Platz welcher für das Laden und Entladen von Baumstämmen benutzt wird. Perfekt! Überall Nischen und verstecke. Da Stand er, mein Schlafplatz in Form eines entladenen Wagons. Holzboden.
Nun musste sich meine neu erworbene Matratze zeigen was sie verspricht. Und das tat sie, super bequem. Das aufblasbare Kissen war auch kein Vergleich zu meinem letztjährigen Klamottenhaufen der als Kissen umfunktioniert wurde. Schlafsack brauch ich fast nicht zu erwähnen, mit dem bin ich ja schon ganz dicke.
Und so schlummerte ich sofort ein und wurde schon um 4:00 Morgens von der Sonne wachgekitzelt. Jaja, die Sonne geht früh auf. Zwei weitere Stunden hab ich mich noch gequält mit dem Versuch weiterzuschlafen, bis ich mir eingestehen musste, das wird nix mehr. Raus aus der Penntüte an die 3Grad kalte Morgenluft. So wird man ganz schnell wach! Alles zusammengepackt und da kam auch schon der Nebel. Temperatursturz von 3-4Grad. Jetzt leistet mir Andys Jacke gute Dienste, kleines Packmass und gute Wärmeisolierung. Der Bus geht erst um 14:20. Also schaue ich mir die Stadt mal an. Sightseeing im Nebel und an einem Sonntagmorgen. Hätte ich mir auch denken können dass das nicht der Brüller wird. Zum Glück war der Wartesaal des Bahnhofes mittlerweile geöffnet, so hatte ich ein warmes Plätzchen zum warten. Nach 3h in der Welt von Games of Thrones, welche ich meinem EbookReader verdanke, bemerkte ich emsiges Treiben in der Stadt. Der Reinigungsdienst brachte alles wieder auf Vordermann. Jung und Alt genossen die Sonne welche mittlerweile den Nebel wieder vertrieben hatte. 11:00 jetzt ist was los. Junge Leute mit grellen Latzhosen welche mit allerlei Stickern verziert sind laufen an mir vorbei. Ist wohl ein Modetrend, aber ein wirklich merkwürdiger. Eine Gruppe von diesen Jungen können fliessend Englisch und so werde ich aufgeklärt, was es damit auf sich hat. Nach dem Studium erhalten die Absolventen dieses Modestück, und jede Farbe steht für ein Hauptfach. Grün hat was mit Landwirtschaft zu tun und violett mit Theologie, soviel konnte ich in Erfahrung bringen. Ist jemand in Feierlaune, hüpft er in die Hosen und ab geht's. Sie weisen mich auch auf die weissen Mützen hin, welche überall die Köpfe zieren. Bei uns würde man sie als eine Art Schiffskapitänsmütze bezeichnen, auch sie sind Tradition an Feiertagen. Feiertag? Ja, gestern war Walpurgisnacht. Hexen und solches verbrennen. Na hatte ich ein Glück dass ich so versteckt geschlafen habe, wer weiss wo ich sonst aufgewacht wäre! T
Im Zentrum ist Kirmes angesagt. Woher kommen all diese Menschen? Das wirft ja mein ganzes Bild der Finnen über den Haufen. Bis jetzt hatte ich sie gar nicht so Kontaktfreudig kennengelernt. Kurzerhand beschliesse ich diesem Spektakel ein wenig länger beizuwohnen. Und hier kommt die Spontanität. Hotel für eine Nacht war schnell gefunden. So bleibe ich bis Montag in diesem gar nicht mehr verschlafenen Städtchen. Geduscht und vom Gewicht des schweren Rucksackes befreit, bin ich ganz Touri. Tingle über den Marktplatz, Studiere das was die Marktschreier anpreisen und schaue dem einen oder anderen hübschen Mädel hinterher. 
Nachmittags entdecke ich auf einer Halbinsel, dass da eine Bühne ist und ganz viele Menschen auf dem Boden sitzen, picknicken und dem schönen Gesang, welcher von der Bühne säuselt, horchen. Ist das ein Frieden hier. Ich geselle mich dazu und sauge die Atmosphäre in mir auf. Kinder spielen, Seifenblasen fliegen durch die Luft, es scheint fast so, als ob das der friedlichste Ort auf Erden ist. 
Nach ein paar Stunden zieht mich der Hunger von diesem schönen Plätzchen fort. Pizzeria? Das klingt toll und verstehe ich. Auf der Gartenterasse ist ein Herr alleine am Essen. Freundlich bejaht er meine Frage, ob ich mich zu ihm setzen dürfe. Englisch, er beherrscht die Sprache und ich habe einen tollen Gesprächspartner. Am Ende profitieren wir sogar beide voneinander. Er hat viel Hikeerfahrungen in Finnland und bietet sofort seine Hilfe an, wenn ich bei meiner nächsten Reise nicht weiss, wohin ich soll. Im Gegenzug werde ich im Telefonbuch nach einer Dame suchen. Er hat mit ihr studiert und lebt jetzt in der Schweiz, weiss aber sonst nichts ausser den Namen. So ist allen geholfen. 
Gesättigt und um viele Erfahrungen reicher ziehe ich mich ins Hotel zurück. Wünsche einen schönen Abend

Tag 4 oder so
Neuer Tag neues Glück und das ist bis jetzt zu genüge da. 

Es sah gestern Abend düster aus, ich weiss. Muss es natürlich euch von Anfang an erzählen. Hatte ja vorgestern mein Abenteuer angefangen. Von Joensuu mit dem Bus nach Ilumantsi. Von dort aus wollte ich eigentlich von meinem hübschen Daumen gebrauch machen um ins ca 25km entfernte Möhkö zu gelangen. Dieses Dorf ist der Startpunkt des Susitaival/ Wolfspfad, mein Pfad. In Ilumantsi besuchte ich das Tourismusbüro und richtig überrascht, negativ und positiv. Erst das Gute: es gibt einen Bus nach Mökhö und der Fährt sogar in einer halben Stunde. Super, dieser Bus fährt nämlich nur zwei mal täglich. Das Schlechte ist, dass ich den Pfad nur knapp bis zur Hälfte machen kann. Die Flussüberquerungen per Boot sind noch nicht bereit. Au Backe, wie konnte ich nur so doof sein? Finnland, Winter lang und hart. Das war eine Klatsche ins Gesicht. Gerade auf die hatte ich mich gefreut. Sie zu umgehen bedeutet einen Tagesmarsch der Strasse entlang. Im Bus verdränge ich das Problem und freue mich nur noch. Der Buschaffeur hält dann nach ner Weile und wendet. Als er stillsteht, deutet er mit dem Finger auf den Boden und sagt nur "Mökhö". Wie was? Vier Häuser sind das ja nur. Draussen will ich mich aber doch erstmal versichern und tatsächlich, ich da. Das Herz klopft und heiteren Schrittes laufe ich los. Der Erste Wegweiser lässt nicht lange auf sich warten. Ab in den Wald und los. Überall sieht man noch Eis und Schneereste in den Graben. Auch der Natur sieht man an, dass es lange tonnenschwere Schneemassen tragen musste. Alles wirkt ein bisschen Plattgedrückt und hin und wieder entdecke ich Tafeln, welche noch von den Scheetouren übrig sind. Am Boden entdecke ich Bärenspuren. Wo der wohl ist? Er läuft in die gleiche Richtung wie ich und die Spur ist bestimmt nicht alt. Freudig und ein wenig ängstlich gehe ich weiter. Wäre schon der Hammer wenn ich zu Hause erzählen könnte, dass ich nem Bären gegenüberstand. Vielleicht war es besser dass wir uns nicht begegneten.

Der Pfad errinert mich das an meinen letztjährigen Finnlandhike. Nur ist es kühler (13Grad) und der Boden ist wie ein nasser Schwamm. Manchmal muss ich am Rand des Pfades gehen, weil in der Mitte das Wasser steht. Nach nur 15 km komme ich um ca 17:00 an. Das fühlt sich einfach super an. Man erblickt die Hütte und möchte am liebsten hinrennen. Sie liegt direkt an einem See und ist wie gewohnt mit Feuerstelle, Plumpsklo und Feuerholzverschlag ausgestattet. Draussen entledige ich mich des schwer gewordenen Rucksackes. Jetzt kommt ein weiterer super Moment, die Hütte selbst. Was beherbergt sie? Was haben andere dagelassen und wer schrieb alles ins Gästebuch. Drinnen steht ein Tisch mit Kerzen und dem Besucherbuch, daneben ein alter Holzofen und dahinter das Doppelstöckige Massenbett für ca 6 Personen. Kaum draussen höre ich Hundegebell und zwei Männer mit zwei Hunden die genau so übberascht dreinblicken wie ich. Um diese Jahreszeit kommt noch jemand? Es sind zwei Finnen. Einer kommt mir entgegen und der andere bleibt auf Abstand mit dem Hund am Halsband packend. Auf Englisch fragt er ob ich hier übernachte. Als ich bejahe wollte er schon fast wieder gehen, aber ich kann ihn überzeugen, dass sie bleiben. Der eine Hund sei das Problem, er ist ängstlich und schappt gerne mal zu. Na da ist er bei mir richtig, ch freue mich über beide Hunde und natürlich auch über die menschliche Gesellschaft. Schon bald haben wir Feuer gemacht und uns bequem eingerichtet. Dabei behielt mich der eine Hund immer im Auge und das eine oder andere mal fletschte er auch die Zähne. Egal, er wird ignoriert und merkt dass ich keine Bedrohung darstelle. Den zweiten Hund konnte ich nicht ignorieren. Ein tollpatschiger Labrador der immer wieder freudig angerannt kam. Mit den beiden Männern, Miko und Timo, verstand ich mich super. Es wurde gegessen und über Gott und die Welt gequatscht. Toller Abend.

Am nächsten Morgen schilderte ich mein Problem mit den Flüssen. Sie würden Morgen eh nach Norden fahren, ich könnte mit und sie bringen mich überall hin. Das ist doch mal super, sowas von liebenswert. Vor dem Abschied habe ich es sogar geschafft, dass Maisa, so heisst der scheue Hund, zu mir kommt und sich streicheln lässt. Wir vereinbaren ein Treffpunkt und dann trennen wir uns für den Tag. Wieder auf dem Pfad entdecke ich nach 7km eine Gopro Kamera daliegen. Sofort fällt mir der Zettel aus der Hütte ein: lost Gopro Reward und TelNr. Zum Glück hatte ich ihn fotografiert, habe ja ein Händchen für Sachen finden. Der Besitzer ist hell begeistert. Im Januar hätte er sie verloren. Am Ende in Helsinki werde ich mich zum Essen einladen lassen und gebe sie ihm zurück. Karma fühlt sich super an. 

Um den Mittag rum sehe ich von weitem schon meine Mittagspausenhütte. Sie leuchtet rot über die Ebene. Leider war die Ebene mal ein Wald welcher ein Sturm vor 2 Jahren weggefegt hat. So sah alles sehr wüst aus. Die Hütte selber war wunderschön. Wieder gleich ausgestattet. Hab meine Müsliriegel gegessen und die Logbücher studiert bevor ich mich wieder aufmachte. Hier musste ich mich vom Susitaival trennen, da der Treffpunkt für Morgen woanders war. Es fühlte sich furchtbar an, nicht nur dass ich ihn nicht beenden durfte sondern der andere Wanderweg war nie so schön. Einen breiten Kiesweg entlang. Das zerrte an der Moral und so kam mir der Weg zum nächsten Laavu (Unterstand zum schlafen) ewig vor. Karma is a Bitch!

Die Beine schwer von der Last sah ich endlich das ersehnte Holzdach. Freude wich langsam dem Zweifel. Bitte was? Ein Laavu ohne Boden? Wie soll ich hier schlafen können? Der Boden bestand aus Kies und war nass aber das Klohäuschen war klasse. Frustiert liess ich mich auf der Bank nieder. Tiefpunkt erreicht. Schon jetzt spürte ich den langen Marsch und jetzt soll ich noch weitere 9km gehen? Was wenn das nächste Laavu auch so ist? Hilft alles nix. Mit Musik versuche ich mich zu motivieren und laufe die dämliche Strasse weiter. Hirn aus.

Kurz vor dem Zielort sehe ich ein Tippi und muss laut lachen. Ist bestimmt abgeschlossen oder sowas. Beim näherkommem erblicke ich das Laavu direkt neben dem Tippi. Letze Meter, und was macht der Boden? Alles vorhanden! Endlich nach knapp über 30km angekommen. Feuer machen, Risotto auf dem Feuer und verarzten. Meine grösste Sorge ist, dass sich ein Gelenk entzündet hat oder ich höllischen Muskelkater kriege. Was Essen, das Risotto tat meinem Körper und meiner Seele gut. Jetzt noch was lesen und dann bricht auch schon die Nacht herein und mit ihr wird es kühl. Im Schlafsack eingekrungelt fällt mir wieder der Pfotenabdruck ein. Nicht der vom Bären, ich hatte noch einen von einem Wolf oder sehr grossen Hund gefunden. Wenn ich jetzt plötzlich aufwache und so ein Vieh steht über mir. Kann mich ja nicht mal wehren, so tief bin ich im Schlafsack. Drehe mich zur Seite und denke nicht mehr daran.

Der Morgen ist richtig frostig, knapp 1 Grad und ich bin nur mit Boxershorts hier. Das wird hart. Nach langem hin und her, Schlafsack aufreissen und sofort die kalten nach Rauch stinkenden Klamotten angezogen. Feuer machen, Frühstück essen. So läuft das hier. Nachdem alles gegessen, geputz und verstaut war, gings wieder los. Diesmal war alles bunter, ich wusste ja, dass mich jemand abholt. 

Nach kurzem Geplänkel fuhren wir los. Keine Ahnung wie oft ich mich bedankt hab, am liebsten hätte ich sie zum Essen eingeladen. Aber auf unserer 50km langen Strecke gab es nichts. Sechs Autos haben uns gekreuzt, mehr nicht, Finnland eben. Kurzen Abstecher zum östlichsten Punkt Finnlands und dann waren wir da, der Karhunpolku(Bärenpfad). Mein geliebter Freund der Bärenpfad. Überglücklich verabschiedete ich mich und war kaum noch zu bremsen. Das kenn ich doch und das auch. Wunderschön!

Ein schmaler Pfad zwischen zwei Seen. Nur noch 6Km und ich bin bei meiner Hütte. Hoffentlich ist da nicht schon jemand, das sollte ja mein Wellnesstag werden. Schon aus einer Kurve heraus erhasche ich einen Blick auf sie. Endlich da, Zu Hause! Alles leer, alles für mich allein. Innen ist auch noch alles gleich. Kleiner Tisch, zwei Betten und ein Ofen. Dieser wird auch gleich befeuert, nicht wegen der Kälte, mehr zum Spass. Wenn er schon brennt kann ich ja gleich kochen und da noch Pfannen rumstehen, kann ich da Wasser erhitzen. Zuerst wird gefuttert. Heute gibts Teigwaren mit einer Pilzrahmsauce. Fertiggericht. Wie das schmeckt, am liebsten hätte ich noch ein Stück Brot gehabt um auch alles aufzuputzen, aber der Finger tuts auch. So, und nu ist die Seele poliert worden, das Äussere muss nur noch dazupassen. Heisses Wasser zum Duschen/Katzenwäsche wird zum Stück Luxus. Wellness pur! Wäsche wird noch gewaschen und in der schon fast zu warmen Hütte zum Trocknen aufgehängt. Inventur machen und planen für die nächsten Tage und fertig. Das wars, jetzt liege ich schon ewig auf dem Bett um euch alles schön zu erzählen. Aber ich will ja nicht, dass This nicht einschlafen kann?
Geniesst die Fotos
   
Tag 4
Ich sitze hier auf einer Holzbank und lausche dieser Stille. Fast immer hört man das zwitschern einzelner Vögel, aber wenn sie vestummen kann man das eigene Blut in den Ohren rauschen hören. Hin und wieder ruft ein Wasservogel etwas oder man hört wie ein Fisch an die Wasseroberfläche kommt um nach einem Insekt zu schnappen. Auch einzelne Hummeln brummen herum auf der Suche nach einer Ritze im Holz. Windböen säuseln leise über den See und kräuseln das Wasser unter sich. Wenn die Wolken eine Lücke auflassen, so das die Sonne auf das Holz der Hütten scheint, knarzen diese leise vor sich hin. 

Es erfüllt mich mit tiefster Zufriedenheit diesen Klängen der Natur zu horchen. Ich habe etwas sehr Wertvolles was ich hierlassen möchte: Zeit
So habe ich beschlossen noch einen Tag hier zu bleiben und mir diese Freiheit zu gönnnen.
       

Muttertag
Sitze gerade im Restaurant des Ruunan Nationalpark und geniesse einen leckeren Salat.

Lecker, zwar mit Paprika, aber selbst mein altes Hassgemüse schmeckt mir jetzt. Endlich was Frisches!!
Gestern knapp über 20km gewandert. Habe gestern Abend schon fast Angst bekommen. Zwei Tage habe ich niemanden zu Gesicht bekommen und vorher auch immer nur ganz flüchtig. Kaum war ich im Laavu angekommen traff schon ein Päärchen ein, sie wollten aber nur kurz Rast machen. Danach noch ein Päärchen welches die ganze Nacht blieb und nach denen sogar eine Dreiergruppe. Diese entschloss sich aber weiterzuziehen, als sie uns sah. Mit meinen Laavugenossen habe ich noch bis tief in die Nacht diskutiert. So ein Lagerfeuer verbindet. 
Nach meiner Verköstigung ziehe ich dann weiter. Aber nicht allzuweit. Mein Fuss schmerzt und dagegen hilft nur Ruhe. Seit Jahren habe ich da eine kleine Missbildung und die plagt mich jetzt. Was für meine Gebrechensliste wenn ich wieder nach Hause komme.
So, Akku schrumpft schon wieder in erschreckendem Masse. 
Ein Hoch auf alle Mütter

   
   
   
Tag irgendwas
Falls ihr euch gewundert habt, wie ich schlafe, bis auf zweimal immer in diesen niedlichen Laavus. Ein Dach, ein Boden und Seitenwände. Dovor immer eine schöne Feuerstelle. Holz gibt es in einem separaten Häuschen. Es ist nicht erwünscht in der Umgebung Holz zu sammeln. Eine Axt oder Säge stehen auch immer bereit um es zu Feuerholz zu verarbeiten. Kleiner Tip von mir, nehmt Birkenrinde als Starter, das Zeug brennt wie Hulle. Ein Einfaches Plumpsklo gibts auch immer. Geschäft erledigen und Holzschnitt darauf wegen dem Geruch, und dieser ist wirklich fast schon angenehm da drin. 
Das Gästebuch ist immer mein Liebling. Wann war das letzte mal jemand hier, was schrieben die Leute. Mit Zeichnungen manchmal.
Tja, und so in etwa sieht mein Hotel aus. Dunkel wird es erst so gegen Zehn und hell dafür schon um Vier Uhr, so kommt es, dass ich meistens schon um Fünf wach bin. Nicht das Wandern sonder das Aufstehen ist das Schlimmste am Tag. Raus aus dem molligen Schlafsack, schnell was anziehen und Feuer machen.
Auch heute war wieder ein wunderschöner Tag. Durch Wälder auf kleinen Pfaden und durch Sümpfe über Holzstege. Die Sümpfe sind übrigens nicht ohne. Da kann ein Mensch auch mal verschluckt werden. Letztes Jahr wollte ich mal eine Abkürzung versuchen, schlechte Idee. Nach einer Stunde musste ich aufgeben und nach zwei Stunden war ich wieder am Anfang. Immer schön auf dem Weg bleiben. 
Das war heute auch nicht leicht. Musste weit über Schneeebenen marschieren und musste immer wieder aufpassen, dass ich nicht wegrutschte, einsackte oder den Weg aus den Augen verlor. Aber es war ne coole Abwechslung. 
Wünsche Gut Nacht
Hyövä yötä

   
Zweitletzter Tag oder so
Als ich heut Morgen aus dem Schlafsack an die kalte Morgenluft trat, wusste ich noch nicht wie es weitergeht. Entweder weiter auf meinem Pfad, oder Richtung Süden zu einem Hostel. Wie immer stand ich gegen Fünf auf und wärmte mich mit dem E-bookreader am frisch entfachten Feuer. Das Frühstück schmeckte mir mittlerweile nicht mehr, aber was will man machen, was Anderes gibts nunmal nicht. Lange starrte ich in die finnische Wildnis. Tausend Sachen schossen durch den Kopf nur um im nächsten Moment wieder ganz leer zu sein. 

Irgendwann kam die erwartete Mail vom Hostel, ich könne sehr gerne kommen und sie würden sich freuen. So verbschiede ich mich von allem. Sogar von den Mücken welche ich abgrundtief hasse. Sie hielten mich viele Stunden wach. Wer konnte ahnen dass jetzt schon so viele von den kleinen Plagegeistern unterwegs sind. Ich nicht, und so hatte ich nichts eingepackt um mich zu verteidigen.

So folge ich wieder einmal mit gemischten Gefühlen einen Waldweg. 

Nach einer mehrstündigen Wanderung komme ich im Hostel Taiga Maja an. Von aussen war es also nichts spezielles. Ein Dreistöckiges Gebäude in Beton gegossen. Ach mist, das sah doch so schon aus. Drinnen wurde meine Zweifel weggeblasen. Überall war was in den Regal und keine Wand stand nackt da. Dekorationen, Jagdtrophäen, Souvenirs und alte Bilder. Es sah wie eine Jagdhütte aus in die einfach alles reingestellt wurde, was sich finden liess. Immer wieder entdeckt man was Neues.

Unten befindet sich der Gemeinschaftsraum/Cafe/Kiosk und die Küche. Im oberen Stockwerk befinden sich zwei Schlafsaale. Die Betten aber nicht schön ordentlich nebeneinander, nein. Da mal ein Zwischenboden mit einem Bett darauf, dann da mal eins und dort, dazu alte Sessel und Sofas, alles mit Holz und Ramsch dekorieren und in der Mitte noch ein Billiardtisch. So, sieht super aus. Das alles gehört mir alleine, kein anderer Gast ist hier. Schon jetzt war ich Feuer und Flamme, aber die Sicht aus dem Fenster zur Hinterseite des Hauses brachten mich noch mehr zum Strahlen als ich es eh schon tat. Eine wunderschöne Sicht auf einen See. Das Paradies! 

Bevor ich jetzt weiter schwärme, muss ich auch was Negatives sagen. Zu Visa oder Einkaufsmöglichkeiten sagt der Betreiber mir: Ej, was nein bedeutet. 30km bis Lieksa, die nächste Stadt. Egal, irgendwie komme ich auch da hin und zurück, erstmal duschen und frisch machen. War das schön, sich wieder sauber zu fühlen und nicht nur Katzenwäsche zu betreiben. Dank dem Rasiermesser wurde aus dem Waldmenschen wieder eine gesellschaftsfähige Person. Kaum war ich fertig, kam auch schon ein Herr und bot mir an, mich in die Stadt zu fahren, auch sie hätten was zu erledigen. Auf mein Glück ist immer noch verlass, so etwas ist doch toll. So habe ich die beiden ein bisschen kennengelernt. Serzo ist Ukranier (sieht man ihm an) und das Herz des Hostels. Der andere heisst Jukka und ein waschechter Finne, er scheint mehr im Hintergrund zu wirken. 

In Lieska im Supermarkt weiss ich wieder nicht was kaufen, am liebsten alles. Hab mich dann für was Frisches, was Süsses und dann noch was solides entschieden. 

Im Hostel esse ich erstmal wieder ein Salat mit Pilzen. Jeden Bissen geniesse ich. Danach geht meine Entdeckungstour weiter. Hinter dem Haus gibt es ein Holzhaus mit einer Sauna. Natürlich auch wieder mit Deko. Dahinter befinden sich die Huskys. Im Winter bieten sie Schlittenhundtouren und im Sommer Kanutouren an. 

Am Steg lasse ich mich nieder und lese für ein paar Stunden.

Morgen leihe ich mir Serzos Boot und mache eine kleine Tour, da freue ich mich schon. 
Aber schon jetzt ist klar, hier komme ich wieder her, wer mag mitkommen?
   
   
Letzter Tag
Gerade sitze ich am Hafen von Helsinki und beobachte das emsige Treiben um mich rum. Wenn die grossen Fähren und Kreuzfahrtschiffe doch nur nicht mit Schweröl fahren würden. Ja so etwas geht mir durch den Kopf. Da könnte man schon lange etwas machen. Aber stoisch dreht der Esel seine Runden, solange nichts passiert. Aber meine Gedanken drehen sich ja auch auf meinen Ausflug nach Karelien. Wie schön es doch war. Jeder der mich ein bisschen besser kennt, weiss, dass ich gerne wieder nach Hause komme. Alles in allem war mein Urlaub toll. Da und dort harzte es vielleicht ein wenig, nichtsdestotrotz wird mir dieser Finnlandaufenthalt schön in Erinnerung bleiben. Konnte tiefer in die Tradition und Bräuche Finnlands abtauchen, lernte nette Leite kennen und durfte während dem Wandern mein Kopf von Alltagssachen befreien. Das Wetter war Traumhaft, bis auf die letzten zwei Tage, was aber absolut egal war, da ich im Taiga Maja meine Seele baumeln liess und nur in den Regen ging, wenn ich Lust dazu hatte. 
Mein Equipment hatte mich überzeugt, ausser dass ich vielleicht noch ein Set Schlafsack und Matte für kältere Temperaturen zulegen werde. Bei Temperaturen um den Nullpunkt war es doch ein klein wenig frisch. Die Schuhe waren super, blasen und schmerzfrei haben sie mich über Stock und Stein gebracht. Okay, manchmal brannten die Beine nach einem langen Marsch, aber dafür ist die Rast um so süsser. 
Mit dem Bus bin ich nun durch die Nacht nach Helsinki gereist und Morgen früh um diese Zeit, sitze ich schon wieder im Flieger. Wie die Zeit doch rast, aber bestimmt reicht die Kraft, welche ich hier getankt hab ein Weilchen. Sobald ich meinen Rucksack im Hostel abgeben darf, spiele ich den unbekümmerten Touri. Wer weiss, vielleicht watschle ich einer Asiatengruppe hinterher bis sie mich als einen der Ihren aufnehmen oder ich schaue einfach den hübschen Mädels hinterher.?


Ende
Die Schweiz hat mich wieder. Das wars, aus Ende! Oder? Naa, jetzt bin ich hier und werde das lange Wochenende geniessen. 
Aufgefallen ist mir aber, dass sich die Sicherheitskontrollen seit dem letzten Jahr schon verschärft haben. Vielleicht liegt es an meinem Gepäck. Rucksack ist schön geschützt in einer Husse, man sieht von aussen also nicht, was es sein könnte. Mein Gepäckstück wurde schon wieder geöffnet, aber diesmal habe ich an fast alles gedacht. Ich denke mal, es kam zur Kontrolle, wegen tonnenweise Lakritzsachen ? auf jeden Fall haben sie mir ein Feuerzeug beschlagnahmt. Musste lachen als ich den Zettel fand. Dangerous goods: 1 lighter. Sollen sie das Ding behalten.
Gestern traf ich noch Olli, er ist der überglückliche Besitzer der GoPro. Zum Dank lud er mich zum Essen ein und wir haben uns super unterhalten. Netter Typ, arbeitet als Matrose auf nem Handelsschiff. Auch ein Beruf, welcher in der Schweiz nicht wirklich vertreten ist. 
Jap das wars, jetzt braucht ihr Facebook nicht mehr alle 5 Minuten zu aktualisieren, damit ihr nix verpasst. 
Mein Angebot steht übrigens noch. Wenn jetzt jemand Lust bekommen hat, darf er sich gerne bei mir melden. Vielleicht gehen wir zusammen oder kann paar Tipps holen. Eine Regel gibts, wenn jemand mitkommt, du darfst nicht schneller rennen können als ich, ich hoffe du weisst wieso. ‪#‎karhun‬?


Noch ein Gedanke von mir zum Schluss. Normalerweise packt man wärmere Sachen für den Heimatflughafen ein, hier ist es umgekehrt. In Zürich packte ich den Pullover weg



RE: Urlaub Finnland Bananajoe - Beogore - 17.05.2016

Echt super Reisebericht. Aber für so was kann ich meine Frau nicht begeistern, vor allem nicht für die kleine Hütte mit Feuerstelle.

Ich überlege gerade, ob ich eine in den Garten bekomme. Hütte nicht Frau!!

Gruß Beogore


RE: Urlaub Finnland Bananajoe - ~ Darki ~ - 17.05.2016

Ein schöner Bericht - man hat sich echt gefühlt als sei man mit dabei gewesen :3 Zumindest ging es mir so ^^
Ich mag die Art wie du schreibst.


Super schöne Bilder, ich beneide dich im Stillen, der Natur so nah zu sein muss ein tolles Gefühl sein... *Auch will!* xD


RE: Urlaub Finnland Bananajoe - Bananajoe - 18.05.2016

Danke euch für die Lorbeeren. Ne Hütte im Garten ist bestimmt einfacher wie ne Frau.  Big Grin